Erstmals wird dabei an dem Internationalen Aktionstag zu einem Vortrag eingeladen, in dem Heike Bartling vom Frauen- und Kinderschutzhaus des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF) und als Vertreterin der regionalen Beratungs- und Interventionsstelle bei Häuslicher Gewalt (BISS) einen Überblick über die Hilfsangebote für Opfer von häuslicher Gewalt in Stadt und Landkreis Osnabrück gibt. Der Vortrag „Einblick in die Arbeit des Gewaltschutzes in der Region Osnabrück“ ist am Montag, 25. November, 13 Uhr, im Raum „Florence Nightingale“ im Hauptgebäude des Klinikums, der Eintritt ist frei und es sind keine Anmeldungen erforderlich.
Über die Hilfsangebote bei Häuslicher Gewalt informiert außerdem eine Ausstellung des Netzwerks „Osnabrück gegen Gewalt“, die durchs Klinikum wandert. Nachdem sie bereits im Foyer aufgebaut war, ist die Ausstellung im Zentrum für Neuromedizin und Geriatrie (ZNG) und anschließend in der Akademie des Klinikums zu sehen.
Am 25. November wird in der Eingangshalle des Klinikums noch einmal auf das Thema aufmerksam gemacht: U.a. werden wieder in Kooperation mit dem Zonta Club Osnabrück orangefarbene Sitzmöbel und Fahnen als Warnzeichen vor häuslicher Gewalt aufgestellt und es werden Informationsmaterialien, Hinweiskarten mit Hilfstelefonnummern und kleine Tütchen mit Kressesamen verteilt. Die Samentütchen des Netzwerks Osnabrück gegen Gewalt sind mit der Aufschrift „Der Widerstand wächst – Nein zu häuslicher Gewalt“ bedruckt. „Damit ist der Wunsch verbunden, dass der Widerstand gegen die an Frauen und Mädchen gerichtete Gewalt so schnell wächst wie Kresse sprießt“, sagt die Medizinerin Christiane Körbel-Peceny, Leiterin der Krankenhaushygiene des Klinikums.
Körbel-Peceny gehört dem Zonta-Serviceclub an und organisiert bereits seit Jahren jeweils am 25. November im Klinikum die Hinweisaktionen mit orangen Sitzmöbeln oder orangefarbenem Licht im Rahmen der UN-Kampagne „Orange The World“. Die Ausstellung und weiteren Aktionen im Klinikum werden von Andrea Just vom Betrieblichen Gesundheitsmanagement und Iris Menzel vom Betriebsrat in Zusammenarbeit mit Christiane Körbel-Peceny auf die Beine gestellt. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement des Klinikums bietet für Mitarbeitende, die gegebenenfalls von häuslicher Gewalt betroffen sind, auch vertrauliche Beratungsgespräche an.
Wie Just erklärt, organisiert das Klinikum laufend Fortbildungsangebote, in denen Mitarbeitende im Erkennen von Anzeichen von häuslicher Gewalt und dem sensiblen Umgang mit den Betroffenen geschult werden. „Wir haben zunächst die Mitarbeitenden des Notaufnahmezentrums geschult und bieten es nun nach und nach in allen weiteren Abteilungen des Klinikums an. Ein besonders wichtiger Teil in den Schulungen ist die sensible Ansprache der Betroffenen, die ja vielfach von sich aus nicht darüber sprechen – sei es aus Scham oder aus Furcht vor weiterer Gewalt durch den Täter.“
Das Klinikum gehört seit Oktober 2022 dem Netzwerk „Pro Beweis“ an, das es Opfern von häuslicher oder sexueller Gewalt ermöglicht, die Spuren von Angriffen sowie Befunde und Beweismittel gerichtsverwertbar dokumentieren und sichern zu lassen. Die Betroffenen können es bei der Behandlung komplett vertraulich in Gang setzen, dass das Material gerichtsverwertbar für sie aufbewahrt wird. Dadurch ist es möglich, später zu einem Zeitpunkt nach Wahl Anzeige zu erstatten und Schritte gegen die Täter einzuleiten. Das Klinikum kooperiert für das Angebot mit dem Institut für Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).
„In den zwei Jahren haben das Angebot bisher 16 Frauen in Anspruch genommen“, berichtet Just. „Es ist bekannt, dass jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt wird – demnach müssen wir davon ausgehen, dass wahre Ursachen von Verletzungen vielfach nicht genannt werden. Deswegen sind wir mit den Schulungen im Notaufnahmezentrum angefangen: Wenn der Verdacht auf häusliche Gewalt besteht, weisen unsere Mitarbeitenden die Frauen auf das Netzwerk „Pro Beweis“ und weitere Hilfsmöglichkeiten hin.“
Wer Unterstützung braucht, findet Infos auf www.osnabrueck-gegen-gewalt.de. Möglichkeiten zum Kontakt zur Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt im Landkreis Osnabrück bestehen über Teleon 05439 607137 und in der Stadt Osnabrück über Telefon 0541 8601626. Der Frauennotruf Osnabrück ist über Telefon 0541 8601626 zu erreichen.