Projekte der Freiwilligen-Agentur

Engagement und Ehrenamt

Über die Jahre hinweg hat die Freiwilligen-Agentur eine Vielzahl an Projekten verwirklicht. Hier finden Sie eine Auflistung von aktuellen und vergangenen Projekten rund um das freiwillige Engagement. Bei Fragen zu den Projekten oder Interesse daran, diese Projekte zu übernehmen, steht die Freiwilligen-Agentur gerne zur Verfügung.

Um die immer zahlreicher werdenden gesellschaftlichen Aufgaben angemessen zu erfüllen, ist das Gemeinwesen auch in Osnabrück zunehmend auf ehrenamtliches Engagement angewiesen.

Dementsprechend bildet die Ehrenamtlichkeit unter Beteiligung möglichst aller Altersgruppen das Fundament einer Bürgergesellschaft. Diese beschreibt einen permanenten Prozess hin zu einer umfassenderen demokratischen Teilhabe auf der Basis von Eigeninitiative und Selbstorganisation außerhalb von unmittelbaren staatlichen und wirtschaftlichen Einflussnahmen.

Unter diesem Blickwinkel haben sich bereits seit 1997, auch mit Unterstützung der Stadt Osnabrück, zahlreiche Gruppierungen, Initiativen und Vereine unter dem Sammelbegriff "Nachbarschaftshilfe" gegründet. Diese bieten bisher ein breit gefächertes stadtteilorientiertes Angebot an gegenseitigen Hilfen für unterschiedliche Lebenslagen an und laden außerdem zu verschiedenen Veranstaltungen ein.

Um eine effektive Arbeit innerhalb dieser Institutionen zu gewährleisten, zu koordinieren und gemeinsam inhaltlich zu arbeiten, wurde im Jahre 1999 die AgNES (Arbeitsgemeinschaft Nachbarschaftshilfe, Engagement, Selbsthilfe für die Stadt Osnabrück) als Dach und Forum für alle beteiligten Gruppierungen unter Feder- und Geschäftsführung der Freiwilligen-Agentur Osnabrück gegründet.

Die AgNES tagt regelmäßig und wird nach außen durch einen ehrenamtlichen Sprecher vertreten, der alle zwei Jahre aus den Mitgliedern heraus gewählt wird.

Seit 2007 finden in Osnabrück alle zwei Jahre die „Freiwilligentage“ statt. Unter dem Motto „freiwillig - aktiv - glücklich“ sind alle Osnabrücker aufgerufen, sich für einen Tag freiwillig, das heißt ehrenamtlich, zu engagieren.

Zum einen sollen Menschen angesprochen werden, die in eine ehrenamtliche Tätigkeit hineinschnuppern möchten. Zum anderen gibt es Menschen, deren private oder berufliche Situation es momentan nicht zulässt, sich kontinuierlich zu engagieren. Sie können sich am Freiwilligentag zeitlich begrenzt in ein Projekt einbringen. Da die Projektziele in der Regel am Abend erreicht sind, erleben sie direkt den positiven Nutzen ihres Engagements.

Mitmachen kann jeder, besondere Kenntnisse braucht man nicht. Gegebenenfalls erforderliches Material oder Werkzeug wird vor Ort bereitgestellt.

Bei den Projekten handelt es sich häufig um kleine handwerkliche oder soziale Aktionen. Dies können Spielplatzrenovierungen oder Ausflüge mit Senioren aus Pflegeheimen, mit Kindern oder Menschen mit Beeinträchtigungen sein. Für alle Projekte gilt, dass sie im Laufe des Tages fertig gestellt werden sollten. Gemeldet werden sie von gemeinnützigen Initiativen oder kommunalen Einrichtungen. Das Engagement nützt somit der Allgemeinheit.

Zum Abschluss des Tages gibt es eine „Dankeschön“-Party, auf der alle gemeinsam die gute Zusammenarbeit und die erreichten Erfolge des Tages feiern. Organisiert werden die Freiwilligentage von der Freiwilligen-Agentur Osnabrück in Kooperation mit einem ehrenamtlichen Helferteam.

Der Rotary Club Osnabrück-Süd unterstützte in Kooperation mit der städtischen Freiwilligen-Agentur mehrere Jahre drei Lesepatenprojekte zur Lern- und Sprachförderung:

  • Franz Hecker Schule im Stadtteil Nahne (seit 2009)
  • Altstädter Grundschule (2010)
  • Grundschule Pye (2011/12)

Im Herbst 2008 einigten sich die Freiwilligen-Agentur und der Rotary Club OS Süd auf ein Projekt zur besonderen Leseförderung für benachteiligte Kinder im Grundschulbereich. Die Projektpartner konnten hierbei auf ein Konzept des Rotary Clubs Syke zurückgreifen, welches von der Dipl. Psychologin und Lerntherapeutin Andrea Gudehus-Ochmann entwickelt und in Syke bereits erfolgreich umgesetzt wurde. Einen hohen Unterstützungsbedarf besteht vor allem bei den Leseanfängern, da sie häufig zu wenig Hilfe von zu Hause bekamen oder in Sprachproblemen begründet waren.

Nach Gesprächen mit dem Fachbereich Schule und Sport sowie direkter Kontaktaufnahme zu Schulen fiel die Wahl der Kooperationspartner schnell auf die Franz Hecker Schule in Nahne. Viele Grundschulen arbeiten bereits mit Lesemüttern und -vätern. Diese kommen stundenweise in den Unterricht und unterstützen die jeweilige Lehrkraft, indem sie einzelne Kinder während des Unterrichts oder danach bei der Erledigung der gestellten Aufgaben begleiten oder mit einzelnen Kindern lesen. Oft haben sie aber ein Kind in der Klasse, in der sie tätig werden. Die Grundschulen sahen es als besonders positiv an, dass die Lesepaten aus dem vorgeschlagenen Lesepatenprojekt diese Nähe nicht haben und so weniger emotional belastet an ihre Tätigkeit gehen und auch Ängste von Eltern der begleiteten Kinder in Grenzen gehalten werden können.

Die Lesepaten des neuen Projektes rekrutierten sich größtenteils aus Kunden der Freiwilligen-Agentur, die dort eine Engagementberatung in Anspruch genommen hatten. Weiterhin wurden in Zusammenarbeit mit den Schulen Pressemitteilungen durch die Freiwilligen-Agentur herausgegeben, wobei sich Interessierte nach Erscheinen entsprechender Aufrufe dort meldeten. Es waren häufig Menschen mit Zeit, die beruflich oder familiär nicht mehr so stark gefordert waren oder sich sehr gezielt für benachteiligte Kinder einsetzen wollten. Sie engagieren sich, weil ihnen das Thema Lesen und Leseförderung am Herzen lag. Einige hatten vorher schon Kindern vorgelesen.

Finanzierung der Pilotprojekte

Der Rotary-Club Osnabrück Süd stellte von 2009 bis Mitte 2012 die finanziellen Mittel für die Schulung der Lesepaten der ersten drei Projekte zur Verfügung. Weiterhin wurde den Fördervereinen der Schulen ein zweckgebundenes Budget zur Verfügung gestellt, welches für den Ausgleich entstandener Aufwendungen der Lesepaten für die Startphase genutzt werden konnte.

Seit Mitte 2012 fördert nun der L&T Club für die nächsten Jahre den Bestand der zwei ehrenamtlichen Projekte an der Franz-Hecker-Schule und der Altstädter Grundschule. Die Grundschule Pye verfügt noch über Mittel aus dem Startpaket des Rotary-Clubs.

Projektkosten neuer Projekte

Die Gesamtkosten eines Lesepatenprojektes belaufen sich auf rund 4500 Euro für etwa vier Jahre (Startphase). Dieses Geld wird benötigt für:

  • Erstschulung und weitere Fortbildungen
  • Materialien für die Lesepaten
  • Anerkennungskultur
  • Aufwendungsersatz (zum Beispiel Fahrtkosten)

Wichtig ist, dass sich alle geworbenen Lesepaten regelmäßig in einer sich selbsttragenden Gruppe zum Erfahrungsaustausch treffen und auch weiterhin den Kontakt zur Schule und den Fachlehrern halten. Dieser Teil des sehr wichtigen Freiwilligenmanagement wird von den Schulen teilweise selber geleistet.

Wie kommt eine neues Projekt zustande?

  • Eine interessierte Grundschule nimmt Kontakt mit der Freiwilligen-Agentur auf.
  • Vorstellung des Projektes durch die Freiwilligen-Agentur bei den Fachlehrern der Grundschule
  • Beschluss zur Projektteilnahme durch die Grundschule
  • Akquirierung von ehrenamtlichen Lesepaten und Klärung der Finanzierung über den L&T Club oder andere Geldgeber durch die Freiwilligen-Agentur

Bei genügender Anzahl von ehrenamtlichen Lesepaten und bei zu Verfügung stehenden finanziellen Mitteln und/oder fachlichen Ressourcen erfolgt eine Erstschulung in Kooperation mit der Freiwilligen-Agentur und der Grundschule, danach ein Treffen der Lesepaten mit der Schule und den Fachlehrern. Dabei wird die Aufteilung auf die Klassen und Kinder besprochen.

Was passiert vor dem Treffen zur Aufteilung?

Zunächst stellt die Lehrkraft den Bedarf in den Klassen fest. Es sollen Kinder sein, die nach Einschätzung der Lehrkraft mehr regelmäßiges Üben nötig haben, aber keine gravierenden Defizite aufweisen, die eine speziellere Förderung erfordern. Pro Klasse werden auf diese Weise je zwei bis drei Kinder ausgesucht, die einzelnen Paten zugeordnet werden. Die Zuordnung der Lesepaten erfolgt zunächst nach rein zeitlichen Gesichtspunkten. Wann sollen die Paten in welche Stunde kommen und wer hat wann Zeit? Eine Besonderheit dieses Lesepaten-Experiments ist, dass die Arbeit der Lesepaten in allen zweiten, dritten und vierten Klassen individuell mit dem Konzept und den Materialien der jeweiligen Lehrkraft durchgeführt wird, das heißt, die Lehrkräfte entscheiden, in welche Stunden die Lesepaten kommen und was sie mit den Kindern tun beziehungsweise erarbeiten.

Arbeit der Lesepaten

Wie arbeiten die Lesepaten in den Klassen? Das Projekt startet für alle Lesepaten mit mindestens einer Hospitationsstunde. In der darauf folgenden Woche nehmen die Lesepaten bereits ihre reguläre Arbeit auf. Danach arbeiten die Paten hauptsächlich unterrichtsbegleitend. Manchmal nehmen sie die Kinder einzeln oder in kleinen Gruppen (2 bis 3 Kinder) aus dem Unterricht nach Bedarf und nach Weisung durch Lehrkräfte heraus. Im Einzelfall wird die Leseunterstützung auch während der Betreuungszeit oder am Nachmittag angesetzt.

Wann und wie arbeiten die Lesepaten?

  • Ein- bis zweimal pro Woche eine Unterrichtsstunde
  • Meist in der 1:1 Situation - ein Pate betreut ein Kind
  • Oft werden in der Stunde nacheinander zwei Kinder versorgt.
  • Nach Anweisung durch die Lehrkräfte mit Materialien, die von ihnen zur Verfügung gestellt werden (Lesetexte, Arbeitsblätter, andere Materialien)
  • Inhalte sind schwerpunktmäßig das Lesen, vereinzelt auch die Unterstützung beim selbstständigen Arbeiten in freien Arbeitsphasen

Nach etwa sechs Monaten gemeinsamer Arbeit ziehen Lehrkräfte und Lesepaten Bilanz und richten sich gegebenenfalls neu aus.

Bisherige Bilanz an den Grundschulen in Osnabrück

Beide Seiten (Schulen bzw. Lehrkräfte und Lesepaten) empfinden den Einsatz der Lesepaten als Bereicherung. Das Projekt wird in dieser Konstellation in den drei genannten Schulen erfolgreich durchgeführt.

Rückmeldung der Lesepaten:

  • Die Lesepatenschaft macht viel Freude.
  • Entstehung persönlicher Beziehungen zwischen Kindern und Paten
  • Diese fördern die Lernmotivation.
  • Es besteht das Bedürfnis, zeitnah über die Kinder zu sprechen und von den Lehrkräften Rückmeldung zu erhalten. Dafür ist während der Schulzeit am Vormittag wenig Zeit, daher sind die regelmäßigen Treffen zum Austausch sehr wichtig.

Rückmeldung der Lehrkräfte:

  • Lesepatenschaft hat für das einzelne Kind einen hohen Wert. Oft bereitet erst eine wertschätzende und verlässliche Beziehung den Boden für erfolgreiches Lernen. Erfolge sind schnell sichtbar.
  • Circa zwei Deutschstunden sind für das Projekt fest reserviert. Dieser organisatorische Rahmen engt die Lehrkräfte weniger ein und erfordert keine besondere Anstrengung und Vorbereitung.

Fazit aller Beteiligten: Das Projekt verläuft erfolgreich und wird in allen Schulen nach den Startphasen weitergeführt. Lesepaten, Lehrkräfte und Organisatoren sind sich einig, dass diese Form der Leseförderung kein Ersatz für Förderunterricht sein kann und auch nicht ist. Es fehlt der Grundschule an ausgebildeten Lehrkräften, die klassenweise die Förderung übernehmen können. Die ehrenamtliche Arbeit der freiwilligen Lesepaten stellt lediglich eine zusätzliche Qualität zum bestehenden „Leistungspaket“ der Grundschule dar und gilt als Unterstützung beim selbstständigen Arbeiten in freien Arbeitsphasen.

Am 8. Februar 2022 hat der Rat der Stadt Osnabrück mit großer Mehrheit den „Sommer des Miteinanders“ beschlossen. Der Rat möchte mit dieser Initiative die Stadtgesellschaft wiederbeleben und all die Aktivitäten fördern und unterstützen, die während der Pandemie von allen so schmerzlich vermisst wurden. Es sollen gezielt niederschwellige Veranstaltungen des Miteinanders initiiert werden.

Aktionen zum Sommer des Miteinanders können zum Beispiel sein:

  • Straßen-, Nachbarschafts-, Sport-, Kulturfeste und –aktionen
  • Flohmärkte
  • Konzerte
  • Kleine Möglichkeiten zur Begegnung etc.

Man soll und muss jedoch nicht so groß denken. Auch kleinere Feste, Versammlungen in der Straße oder im nachbarschaftlichen Garten sind möglich. Die Stadt lässt ihre Bürgerinnen und Bürger mit der Organisation aber nicht alleine. Die Freiwilligen-Agentur unterstützt bei der Vorbereitung und der Organisation. Zur Finanzierung der genannten Aktionen können unter anderem die Projektmittel der Freiwilligen-Agentur genutzt werden. Eine Förderung von Getränken und Lebensmitteln ist ausgeschlossen.

Weitere Bestandteile des Sommers des Miteinanders sind: Die große Breite des bürgerschaftlichen Engagements von Vereinen, Initiativen und Gruppen soll an einem Wochenende in der Innenstadt präsentiert werden. Die Impulse dieses Sommers könnten mit einem jährlichen „Tag der Nachbarinnen und Nachbarn“ verstetigt werden. Es sollen Überlegungen zur Einrichtung eines „Osnabrück-Fonds“ zur Unterstützung gemeinwohlorientierter Projektideen getätigt werden.