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STIKO-Expertin Dr. Anja Kwetkat empfiehlt Impfungen für Ältere – neu auch gegen RS-Viren

In der klassischen Erkältungszeit zwischen Oktober und März steigt auch die Gefahr von RSV-Infektionen. Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) kann schwere Atemwegserkrankungen auslösen – neben Neugeborenen sind vor allem ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen besonders gefährdet.

„Für Menschen ab 75 Jahren und für besonders gefährdete Menschen ab 60 Jahren hat die Ständige Impfkommission (STIKO) dieses Jahr neu eine Impfempfehlung ausgesprochen. Sie kann gleichzeitig mit der saisonalen Grippe-Impfung verabreicht werden“, erklärt Dr. Anja Kwetkat, die Chefärztin der Klinik für Geriatrie und Palliativmedizin am Klinikum Osnabrück.

Die Fachärztin für Innere Medizin, die zusätzlich auf Klinische Geriatrie, Palliativmedizin und Physikalische Therapie spezialisiert ist, gehört der Ständigen Impfkommission (STIKO) an. Dieses Expertengremium gibt Empfehlungen zur Durchführung von Schutzimpfungen ab, deren Mitglieder vom Bundesministerium für Gesundheit berufen werden. Die Kosten für empfohlene Impfungen werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Kwetkat beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Schutzimpfungen und leitet die Arbeitsgruppe „Impfen“ der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie.

„Mit steigendem Alter wächst das Risiko, durch RS-Viren schwer zu erkranken“, erklärt Anja Kwetkat. „Ebenso können sich bei Menschen im Alter von 60 Jahren und älter mit schweren chronischen Erkrankungen etwa der Atmungsorgane oder des Herz-Kreislauf-Systems schwere Verläufe einstellen. Auch Menschen mit anderen schwerwiegenden Vorerkrankungen oder Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen ab 60 sind durch die Viren besonders gefährdet und sollten darauf achten, dass sie sich durch die einmalige Impfung möglichst im September/Anfang Oktober schützen können.“

Wie Kwetkat erklärt, werden Impfempfehlungen jeweils auf Grundlage von Daten aus jüngsten medizinischen Studien ausgesprochen und gegebenenfalls aktualisiert. „Für Menschen ab 60 Jahren ist aus meiner Sicht neben Standardimpfungen wie gegen Diphtherie und Tetanus die jährliche Grippeimpfung besonders wichtig. Außerdem sollten sie sich einmal jährlich im Herbst mit dem jeweils aktuellen Impfstoff vor dem Coronavirus schützen. Wichtig ist auch die Impfung zum Schutz vor Pneumokokken, die bei älteren Menschen ebenfalls schwere Erkrankungen auslösen können.“

Für die Pneumokokken-Schutzimpfung gibt es laut Kwetkat für die Älteren sowie für Personen ab 18 Jahren mit bestimmten Risikofaktoren einen neuen Impfstoff (PCV20).

„Die Impfung mit dem neuen Impfstoff PCV20 muss bei den ab 60-Jährigen und den Menschen mit Risikofaktoren nur einmal erfolgen – wer sie erhalten hat, ist damit durch. Bei dem bisher eingesetzten Impfstoff waren zum Teil Wiederholungsimpfungen erforderlich.“

Kwetkat rät Menschen ab 60 Jahren und Personen mit Vorerkrankungen, die das Immunsystem beeinträchtigen, bereits ab 50 Jahren auch zu einer Schutzimpfung vor Gürtelrose (Herpes Zoster). „Diese Impfung verhindert das Wiederaufflammen einer Erkrankung. Gürtelrose wird von den Viren ausgelöst, die nach einer  früheren Windpockenerkrankung bereits im Körper vorhanden sind. Gürtelrose kann chronische Nervenschmerzen auslösen und in seltenen Fällen auch einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen, aber es ist auch eine besonders schmerzhafte Erkrankung, so dass es gut ist, sie zu verhindern und sich durch die Impfung zu schützen.“

Dass sie sich über die Jahre besonders für die Prävention durch Impfungen interessiert und wissenschaftlich gearbeitet hat, geht, wie Kwetkat schildert, einher mit ihrer Spezialisierung auf die Altersmedizin. „Ältere Menschen sind häufiger und schwerer von Infektionen betroffen“, sagt Kwetkat. Dadurch seien Impfungen für sie besonders wichtig. „Wer in der Geriatrie arbeitet, ist damit konfrontiert, dass Erkrankungen bei älteren Menschen schwere Verläufe nehmen. Ich habe mich dabei immer wieder gefragt, warum Menschen nicht geimpft waren oder warum der Impfschutz nicht ausreichend war, wenn sie trotzdem erkrankt sind. Dadurch habe ich begonnen, mich für Präventionsmöglichkeiten zu interessieren und das Impfen ist zu einer Art Steckenpferd für mich geworden“, so Kwetkat.

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