„Ich lasse mir nichts gefallen, und ich finde das nicht stark, ich finde das selbstverständlich.“

frauenORT Osnabrück/Bad Iburg

Cilli-Maria Kroneck-Salis

Gewalt gegen Frauen – ein Thema, das Cilli-Maria Kroneck-Salis bis ins hohe Alter umtrieb. Seit 1978 engagierte sie sich im „Verein zum Schutz misshandelter Frauen“. Als Mitbegründerin des Frauenhauses in Osnabrück definierte sie Gewalt gegen Frauen als strukturelle Gewalt einer patriarchalen Gesellschaft.

Nach langjährigem Kampf erhielt der Verein 1981 die Trägerschaft für eines der ersten autonomen Frauenhäuser in Niedersachsen.
1992 rief sie zur Gründung eines Frauenflüchtlingshauses in Osnabrück auf, welches ein Jahr später eröffnet wurde und worin  geflüchtete bosnische Frauen und Kinder Schutz fanden.

Der frauenORT Cilli-Maria Kroneck-Salis ist eine Kooperation der Gleichstellungsbeauftragten der Städte Osnabrück und Bad Iburg, sowie des Landkreises Osnabrück und des Landesfrauenrates Niedersachsen e.V.

Osnabrück reiht sich damit als 35. frauenORT in die Riege der Städte und Gemeinden ein, in denen seit 2008 die Spurensuche nach bemerkenswerten Frauen in der niedersächsischen Geschichte bereits erfolgreich war. Im Bad Iburger Elternhaus von Cilli-Maria – dem heutigen Café Kroneck – informiert eine Erinnerungstafel über ihr Leben.

13.07.1923   

wurde Cilli-Maria in Berlin geboren. Ihr Vater war Jurist. Da ihre Mutter Halbjüdin war, wurden sie während der NS-Zeit verfolgt. Aufgewachsen ist sie in Bad Iburg, wo sie zunächst die Schule besuchte. Später wechselte sie auf das Gymnasium Lyceum Osnabrück, welches sie jedoch aufgrund ständiger Diskriminierungen vorzeitig verließ. Anschließend absolvierte sie eine Ausbildung in Bürotätigkeit und nahm zeitgleich privaten Schauspielunterricht, da sie wegen ihrer jüdischen Abstammung an keiner stattlichen Schauspielschule aufgenommen worden war.

1944

wurde sie zur Arbeit in der Rüstungsindustrie dienstverpflichtet. Das Theater wurde geschlossen.

1945 - 1948

erhielt sie Theaterengagements in Osnabrück und Bremen.

1948   

starb ihr Vater und Cilli-Maria kehrte nach Hause zurück, um die väterliche Anwaltspraxis aufzulösen.

1950   

arbeitete sie im Weltflüchtlingswerk der evangelischen Kirche in Italien.

1953  

heiratete Cilli-Maria in Köln.

1955/1957   

wurden ihre beiden Töchter Ulrike und Susanne geboren.

1964   

kehrte sie endgültig ins elterliche Haus nach Bad Iburg zurück.

1974   

holte sie die Prüfung für Nichtabiturienten nach.

1974 - 1980   

studierte Cilli-Maria Erziehungswissenschaften an der Universität Osnabrück.

1978   

gründete sie den Verein zum Schutz misshandelter Frauen und eröffnete die Frauenberatungsstelle Osnabrück, in der sie ehrenamtlich mitarbeitete. Ihr Engagement im Verein war geprägt vom unermüdlichen Kampf um ein Frauenhaus.

1980   

wurde das Osnabrücker Frauenhaus eröffnet, eines der ersten autonomen Frauenhäuser in Niedersachsen.

1989   

wurde ihr die Bürgermedaille der Stadt Osnabrück verliehen als Anerkennung ihrer Verdienste um den Aufbau des Osnabrücker Frauenhauses und ihrer langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit zum Wohle vieler Osnabrücker Frauen und Kinder.

1980 - 1983   

arbeitete sie aktiv im Osnabrücker Frauenhaus mit.

1992   

rief sie im Zuge des Jugoslawienkrieges zur Gründung eines Frauenflüchtlingshauses auf. Wiederum setzte sie sich vehement für eine Finanzierung durch Stadt, Land und Bund ein und engagierte sich nach wie vor aktiv im Verein.

1993  

wurde das Frauenflüchtlingshaus in Osnabrück eröffnet, in welchem bosnische Frauen und Kinder Schutz fanden.

1993 - 2010   

war sie weiterhin ehrenamtlich im Vorstand des Trägervereins des Frauenhauses tätig und nahm gelegentlich noch öffentliche Auftritte und Veranstaltungen wahr.

2003   

wurde sie mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

25.12.2010   

verstarb Cilli-Maria Kroneck-Salis in Bad Iburg, wo sie auch beigesetzt ist.

Die Initiative frauenORTE Niedersachsen des Landesfrauenrates Niedersachsen e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, das Leben und Wirken bedeutender historischer Frauenpersönlichkeiten in breiter Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die Angebotspalette kulturtouristischer Aktivitäten umfasst frauenORT-Stadtführungen, Ausstellungen, Theateraufführungen, Lesungen u.v.m. Gefördert wird die Initiative durch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.

frauenORTE Niedersachsen

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