Auch in Osnabrück wächst die Generation der über 60-Jährigen und der Hochaltrigen (80Plus) in Folge steigender Lebenserwartung. Dies stellt neue Anforderungen an die Stadt und die Stadtgesellschaft. Kommunen sind in besonderer Weise gefordert, sich auf den wachsenden Anteil älterer Bewohnerinnen und Bewohner einzustellen, denn die Bedingungen für gute Lebensqualität - auch im Alter - werden vor Ort geschaffen. Folgende Aspekte sind besonders wichtig:
Grundlage der kommunalen Seniorenarbeit ist die Verpflichtung der Kommunen zur Sicherung der Daseinsvorsorge. Die Versorgungs-, Unterstützungs- und Teilhabe-Infrastruktur der Städte und Quartiere muss sich dem demographischen Wandel anpassen: Wohnungen und Wohnumfeld müssen altersgerecht gestaltet werden, Straßen, öffentliche Plätze und Gebäude, aber auch Versorgungseinrichtungen und Dienstleistungen müssen sich den Bedürfnissen der alternden Gesellschaft anpassen. Städte brauchen „Dritte Orte“ die Begegnung und Beteiligung ermöglichen, eine fußläufige Erreichbarkeit von Dingen des täglichen Gebrauchs und altersgerechte Mobilitätsangebote. Dezentrale Anlauf- und Beratungsstellen, Freizeit- und Kulturangebote machen Stadtteile (Quartiere) für ihre Bewohnerinnen und Bewohner aller Generationen lebenswert.
Eine entsprechende Fachplanung für die altersgerechte Stadt- und Quartiersentwicklung sowie seniorenpolitische bzw. integrierte Handlungskonzepte müssen die (soziale) Daseinsvorsorge für Menschen 60+ sicherstellen, Versorgungslücken ermitteln und schließen.
Der Anteil älterer Bürgerinnen und Bürger mit Unterstützungs-, Hilfe- und Pflegebedarf steigt. In der Vergangenheit war dies die Aufgabe der eigenen Kinder. Aufgrund ihrer Berufstätigkeit und Ortsferne sind diese aber oft nicht in der Lage, umfassend für die Eltern da zu sein. Daher müssen in den Stadtteilen und Quartieren neue Sorgearrangements organisiert werden: lebendige Nachbarschaften mit tragfähigen sozialen Netzwerken, Assistenz- und Teilhabeangeboten, in denen sich Jung und Alt begegnen und gegenseitig unterstützen. „Sorgende Gemeinschaften“ oder „Caring communities“ bilden das Leitbild.
Die Fachstelle Senioren unterstützt moderierend und koordinierend die Schaffung von Rahmenbedingungen für einen Hilfemix aus professionellen und generationenübergreifenden ehrenamtlichen Angeboten, damit ältere Menschen so lange wie möglich selbständig in der vertrauten Umgebung ihrer eigenen Wohnung leben können. Als „freiwillige Leistung“ ist kommunale Seniorenarbeit zumeist auf (zeitlich befristete) Engagement-Projekte beschränkt. Wichtiges Zukunftsthema ist daher auch die gesetzliche Normierung und finanzielle Ausstattung der kommunalen Seniorenarbeit.
Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in den nächsten Jahren in Rente – auch in Osnabrück. Die Mehrheit dieser Generation 60+ ist körperlich und geistig fit und gut ausgebildet. Sie möchte die Rentenzeit mit Familie und Freunden verbringen und eigene Interessen verfolgen. Aber sie ist auch in vielen gesellschaftlichen Bereichen aktiv, möchte sich am kommunalen Geschehen beteiligen, will die Stadtgesellschaft und ihren Stadtteil mitgestalten! Ihr Engagement trägt nicht nur zum gesunden, aktiven Altern bei, sondern stärkt auch gesellschaftlichen Zusammenhalt und ist ein wichtiger Gelingensfaktor für die altersgerechte Gestaltung des Sozialraums. Mit ihren Fähigkeiten und Erfahrungen stellt diese Gruppe ein immenses Potential für die Weiterentwicklung der (sozialen) Infrastruktur dar.
Kommunale Seniorenarbeit braucht engagementfördernde Strukturen und Ansprechstellen, die zu den Bedarfen der Zielgruppe passen. Es ist wichtig, die Gruppe 60+ für die Organisation der eigenen Interessen zu befähigen, sie aber auch für die Mitgestaltung der alternden und bunter werdenden Stadtgesellschaft zu gewinnen, sie also konzeptionell in die Stadt(teil)entwicklung einzubinden. Die Fachstelle Senioren Osnabrück entwickelt daher im Rahmen von Quartiersarbeit (z.B. Nette-Quartier) spezifische Formen der Engagementförderung, erprobt Engagementfelder und –angebote, die in eine gesamtstädtische Engagementstrategie der Freiwilligen-Agentur aufgenommen werden sollen.
Digitalisierung bedeutet, dass immer mehr Produkte, Angebote und Dienstleistungen aber auch Informationsbeschaffung und Kommunikation nur noch über digitale Zugänge und mit digitaler Technologie genutzt werden können. Mit der Digitalisierung entstehen aber gerade auch älteren Menschen zusätzliche Teilhabeoptionen für viele Lebensbereiche: Wohnen, Mobilität, Kommunikation, soziale Integration, Bildung und Gesundheit/Medizin bzw. Pflege.
Insbesondere von den letztgenannten Anwendungsfeldern - der Nutzung digitaler Technik beim technikgestützten Wohnen (ambulant vor stationär) und in Medizin und pflegerischer Versorgung Älterer und Hochbetagter - wird ein hohes Potential zum Erhalt der Selbständigkeit sowie zur Kompensation der wegbrechenden familiären Sorgearbeit bzw. des Fachkräftemangels erwartet. Somit hat gesellschaftliche Teilhabe – auch für ältere Menschen - ganz wesentlich die digitale Teilhabe, d.h. digitale Kompetenz (mindestens Bedienkompetenz) zur Voraussetzung.
Aufgabe der Fachstelle Senioren ist es, die Entwicklung und Umsetzung passgenauer Digitalisierungsangebote voranzubringen, indem sie die besonderen Bedarfe der Zielgruppe sichtbar macht, Digitalisierungsprojekte in Kooperation mit anderen Akteurinnen und Akteuren initiiert und Expertise durch Vernetzung relevanter Kooperationspartner bündelt und koordiniert.
Seit September 2023 arbeitet die „Projektwerkstatt Digital-Treffs in Osnabrücker Stadtteilen“ an einem möglichst flächendeckenden Aufbau dezentraler, niedrigschwelliger, kostenfreier digitaler Lernorte in Osnabrücker Stadtteilen. Die alle zwei Monate stattfindende Projektwerkstatt wird in Kooperation von der Fachstelle Senioren mit dem Projekt Smart City organisiert und moderiert. 13 Digital-Treffs bieten bereits regelmäßig Hilfe an oder sind in Vorbereitung bzw. im Aufbau. Am Projekt sind viele andere Akteure und Ehrenamtliche beteiligt. Sie haben sich im Netzwerk digital-Treffs zusammengeschlossen.
Die „Osnabrücker Seniorenwochen“ wurden mit einem zeitgemäßen Konzept zum Veranstaltungsformat „Erlebniswochen 60+“ weiterentwickelt. Ziel ist es, den Generationen zwischen 60 und 100 Jahren ein attraktives Programm zu bieten, das neue Horizonte eröffnet und auch aktuelle Themen anpackt. Dies ist gar nicht so einfach, denn auch „Alter“ bedeutet Vielfalt. Vielfalt an sozialen Lebenslagen, an Lebensstilen und Orientierungen, an körperlichen und mentalen Befindlichkeiten, an kulturellen und ethnischen Prägungen, an Erfahrungen, Fähigkeiten und Bedarfen. „Das Alter“ und „die Alten“ gibt es so nicht mehr. Alter ist bunt!
Für die Fachstelle Senioren bieten die Erlebniswochen Gelegenheit, modellhaft neue Angebote, Formate und Kooperationen zu erproben, die für die Regelversorgung weiterentwickelt werden. Das ist nötig, denn für das, was mit dem demographischen Wandel in den nächsten Jahren auf die Kommunen zukommt, gibt es keinen Bauplan, weil diese Herausforderungen historisch völlig neu sind.
„Teilhabe für Alle“ muss barrierefrei zugänglich und bezahlbar sein.
„Altersbilder“ sind Vorstellungen über das Alter und die Lebenswirklichkeit älterer Menschen. Negative Altersstereotype finden sich in verschiedenen Lebensbereichen: in der Arbeitswelt, der Gesundheitsversorgung oder im öffentlichen Leben, aber auch in der Selbstwahrnehmung, im Verhalten oder kulturellen Werten. Sie lenken den Blick weg von den Potenzialen hin zu den Defiziten des Alters. „Alt sein“ wird danach oft mit dem Nachlassen körperlicher und geistiger Fähigkeiten gleichgesetzt bzw. darauf beschränkt. Dies führt vielfach zum Ausschluss älterer Menschen von Teilhabe, zu Benachteiligung und Diskriminierung. Aber auch die Nichtwahrnehmung von spezifischen Bedürfnissen älterer Menschen z.B. in bestimmten Politikfeldern bedeutet Diskriminierung.
Negative Altersbilder oder –stereotype sind jedoch soziale Konstruktionen und insofern veränderbar. Ein wichtiger Hebel zur Bekämpfung von Altersdiskriminierung und Benachteiligung ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG).
Die Fachstelle Senioren ist Teil des Antidiskriminierungsbüros der Stadt Osnabrück und dort Ansprechpartnerin für altersbedingte Diskriminierung. Sie organisiert ferner Informationsveranstaltungen zur Stärkung differenzierter Altersbilder.