„Primäres Ziel ist die Mitarbeiterzufriedenheit“, erklärt Frans Blok, der Geschäftsführer des Klinikums. „Die Vier-Tage-Woche ebenso wie der Flexpool sollen es den Mitarbeitenden ermöglichen, ihre Arbeitszeiten weitmöglich nach den eigenen Wünschen zu gestalten, damit sie Beruf und private Belange besser vereinbaren können.“ Gleichzeitig solle mit diesen Modellen die Gesundheit der Mitarbeitenden – physisch wie mental – gefördert werden. „Die Zufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeitenden zahlen sich direkt auf die Qualität der Patientenversorgung aus. Außerdem tragen wir dazu bei, den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten und stellen uns im Wettbewerb um Fachkräfte als innovativer Arbeitgeber auf.“
Wie Oliver Geers, der Pflegedienstleiter der Stroke Unit, erklärt, entsprechen flexible Arbeitszeitmodelle den Wünschen vieler Mitarbeitenden. „Es sind ja auch längst nicht alle Mitarbeitenden voll beschäftigt – sondern viele arbeiten in Teilzeit, etwa wegen der Familie, weil sie noch studieren oder aus anderen Gründen mehr Zeit für sich haben wollen. Diesen Bedürfnissen kommen flexible Modelle sehr entgegen.“
Geers und Sarah-Marie Schmidt, aus dem Leitungsteam der Station 19.1, haben die Vier-Tage-Woche im Team der Stroke Unit eingeführt. Wie sie erklären, wurde die Station unter anderem für den Versuch ausgewählt, weil sie ein großes Pflegeteam hat, spezialisiert arbeitet und es grundsätzlich ermöglicht, das Modell unter arbeitsgesetzlichen Vorgaben für die Pflege und unter den besonders hohen Qualitätsanforderungen der Schlaganfallversorgung zu pilotieren.
„Es sind etwa 60 Pflegefachkräfte, die zu unserem Team gehören – 40 Prozent von ihnen haben sich jetzt beim Start auf Anhieb dafür entschieden, dass sie lieber in der Vier-Tage-Woche arbeiten wollen“, so Schmidt. Wie die Projektleiterin erklärt, sind sie und Geers damit gut zufrieden – rein rechnerisch war ein Anteil von rund 30 Prozent erforderlich, damit die Personalplanung auf der Station damit aufgehen würde. Anders als in der gewohnten 5,25-Tage-Woche mit zwei Tagesschichten (je 7,33 Stunden) und einer Nachtschicht (9,417 Stunden) umfasst die Dienstplanung in der neuen Vier-Tage-Woche drei gleichlange Schichtzeiten mit je 9,625 Stunden pro Tag/Mitarbeitenden.
Wie sie und Geers berichten, wird von den Pflegenden neben dem Gewinn von mehr als einem freien Tag pro Woche positiv bewertet, dass dadurch auch einmal die Anfahrt wegfällt. „Es wird zudem von ihnen begrüßt, dass wir ein Konzept für die verlängerte tägliche Arbeitszeit aufgestellt haben, durch das für eine ganze Reihe von Tätigkeiten in der Patientenversorgung mehr Zeit gewonnen ist oder sie nicht mehr allein erledigt werden müssen“, so Geers. Durch die verlängerte tägliche Arbeitszeit der einzelnen Mitarbeitenden könne das Personal auf der Station mit mehr sogenannten „Überschneidungszeiten“ disponiert werden, in denen gleichzeitig mehr Kräfte im Dienst sind. „Das lässt sich so nutzen, dass sich manche Tätigkeiten für die Mitarbeitenden erleichtern und dabei im Sinne der Erkrankten gleichzeitig besser gestalten lassen – wie etwa die Nahrungsaufnahme und die Mobilisation, was bei Erkrankten nach Schlaganfällen herausfordernd ist“, macht Schmidt deutlich.
Gerade dieser Gewinn von Zeit, der sich auch für Übergaben oder die Anleitung von neuen Mitarbeitenden nutzen lässt, bildet nach ihren Worten einen zusätzlichen Vorteil der neuen Organisationsform. „Er wirkt sich bei der Qualität der Patientenversorgung unmittelbar aus – und er kommt gleichzeitig dem hohen Anspruch entgegen, den jeder an sich selbst stellt, der mit Erkrankten nach Schlaganfällen arbeitet“, so Schmidt. Wie sie und Geers sagen, soll der Modellversuch auf der Station 19.1. bis Jahresende laufen. „Wir wollen es noch in anderen Bereichen wie der Verwaltung ausprobieren – jetzt zum Start ging es uns besonders um die Pflege“, so Geers. „Wenn es sich bewährt, werden wir prüfen, in welchen weiteren Abteilungen die Einführung der Vier-Tage-Woche machbar ist“, so Frans Blok.